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06.11.2012 00:26

Otokar Fischer (1883-1938) - V rozhraních / In Grenzgebieten

20. - 22. Mai 2013, Österreichisches Kulturforum Prag.

Die in Zusammenarbeit des Instituts für germanische Studien (Karls-Universität Prag), des Instituts für Literaturforschung (Prag) und des Instituts für Deutsche und Niederländische Philologie (Freie Universität Berlin) vorbereitete Tagung soll nach Jahren eines auffälligen Forschungsvakuums neue Informationen und Reflexionen über das Leben und Werk Otokar Fischers vermitteln, eines der vielseitigsten Intellektuellen der modernen Prager Kultur, bei dem sich – mit den Worten Eduard Goldstückers – „der Dichter mit dem Wissenschaftler, der spontane Schöpfer mit dem reflektierenden Kritiker wechselseitig anspornen“.

Das Programm der Tagung, die sich sowohl an WissenschaftlerInnen als auch an die interessierte Öffentlichkeit richtet, gliedert sich in vier Bereiche, die im allgemeinen Forschungskontext aktuelle Fragestellungen fokussieren:

1. IDENTITÄT

Das erste Themenfeld bezieht sich auf die Problematik der nationalen (Selbst-)Einordnung Fischers, die Spannungen zwischen seiner jüdischen Herkunft und der Entscheidung zugunsten des tschechischen Elements, wie auch auf die Möglichkeiten, die sich dem Künstler und Intellektuellen Fischer durch den Horizont des deutschsprachigen Literaturerbes und Kulturlebens boten.

2. METHODE

Methodenreflexionen bzw. Diskussionen über Möglichkeiten und Grenzen einer systematischen Literaturbetrachtung können als prinzipieller Ausgangspunkt der literaturwissenschaftlichen Arbeit verstanden werden. Auch daher wird sich ein Tagungsblock auf die methodologischen Aspekte der bohemistischen, germanistischen sowie allgemein philologischen Tätigkeit Fischers konzentrieren und ihren Inspirationsquellen und Grundlagen nachgehen. Die vergleichende Perspektive legt die Erforschung der Verwandtschaften und Kontroversen zwischen der Fischerschen Literaturreflexion und den Positionen anderer Autoren nahe wie auch die Betrachtung der pädagogischen und literaturkritischen Wirkung Fischers.

3. VERMITTLUNG

Die Bedeutung von Otokar Fischer liegt zweifellos zum großen Teil in seiner Vermittlerrolle. Er war nicht nur Interpret der tschechischen, deutschen und französischen Dichter, sondern wurde als souveräner Übersetzter vor allem der deutschen Literatur berühmt (hinzuweisen ist u.a. auf sein Engagement bezüglich der tschechischen Edition von Goethes Schriften). Außerdem tangieren seine Essays wichtige Fragen der literarischen bzw. kulturellen Übersetzung sowie der Kulturvermittlung in der spezifischen interkulturellen Konstellation Böhmens nach 1900.

4. ENGAGEMENT

Otokar Fischer trat öfters als homo politicus auf. Nicht zuletzt dank der Funktionen und Ämter, die er als Dramaturg und Akademiker bekleidete, rückte er wiederholt in die Position des Kommentators von Ereignissen des zeitgenössischen öffentlichen Lebens; vielfach trat er aber auch als aktiver Akteur auf. Diese Komponente des Wirkens Fischers wurde bisher kaum diskutiert und soll daher Gegenstand eines Panels der Konferenz werden.

Das Tagungskonzept zielt nicht darauf ab, eine hervorragende Persönlichkeit der böhmischen und zentraleuropäischen Kulturgeschichte isoliert vorzustellen; angestrebt wird vielmehr eine dialogische Wiederbelebung der breiteren Kontexte von Otokar Fischers Tätigkeit. Die Konferenz will somit außer der Otokar-Fischer-Forschung auch zu Debatten über die gesamte intellektuelle Szene Prags beitragen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts deutlich sowohl im tschechischen als auch im deutschen kulturellen Sprachraum verankert war und sich – mindestens durch einen beträchtlichen Teil ihrer Vertreter – für die (Wieder-)Herstellung des kulturellen Austausches zwischen den beiden national definierten Bereichen einsetzte.

Konferenzsprachen sind Deutsch und Tschechisch (in beide Richtungen wird simultan gedolmetscht).

Vorschläge für Beiträge (max. 900 Zeichen) werden bis zum 31. Dezember 2012 an die E-Mail-Adresse der Konferenz erbeten: fischer.symposium@seznam.cz

Die Beiträge werden bis Ende Januar 2013 ausgewählt und das Programm Anfang Februar 2012 bekannt gegeben.

Zusätzliche aktuelle Informationen finden sich ab 15. November 2012 auf der Konferenzwebsite fischer-symposium.webnode.cz

Die Organisatoren planen die Veröffentlichung eines repräsentativen Konferenzsammelbands im Rahmen einer etablierten Editionsreihe (z.B. Intellektuelles Prag im 19. und 20. Jahrhundert, Böhlau).

Das Projekt wird gefördert durch:

Deutsch-tschechischer Zukunftsfonds, Philosophische Fakultät der Karls-Universität Prag, Österreichisches Kulturforum in Prag, Stiftung der jüdischen Gemeinde Prag

 

Ihre Ansprechpartner:

Štěpán Zbytovský, Ph.D. (Institut für germanische Studien, Prag)

Alice Stašková, Ph.D. (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, Berlin)

Michal Topor, Ph.D. (Institut für Literaturforschung, Prag)